Große Textprojekte bewältigen

Immer wieder werde ich im Seminar gefragt: Wie schafft man es große Textprojekte über 50 oder mehr Seiten zu bewältigen? Die Menschen, die mich das fragen haben oft die blanke Panik ins Gesicht geschrieben und fügen der Frage dann noch hinzu:“ Ich kann mir ja nicht wochenlang frei nehmen, um zu schreiben.“ Brauchen Sie auch nicht, beruhige ich dann immer.

„You don’t have to eat the elephant in one piece“

Das ist meine Antwort, wenn jemand vor einem großen Textprojekt steht. Denn ähnlich wie ein Elefant monströs erscheint, kommt einem das anstehende Textprojekt riesig vor. Doch sie müssen den Elefanten nicht auf einmal schlucken. Zerlegen Sie ihn in kleine Stücke , dann können die ihn bewältigen. Ähnlich gilt es bei Textprojekten: Versuchen Sie nicht den ganzen Text mit seinen 50 oder mehr Seiten auf einmal, sprich an einem oder wenigen Tagen zu schreiben. Verteilen Sie es lieber auf mehrere Tage. Lassen Sie es mich anhand eines einfachen Rechenbeispiels zeigen.

Ich hatte für mein Buch von Ende Mai bis 15.Oktober letzten Jahres Zeit. Vereinbarter Seitenumfang waren 160 Seiten. Ich hatte also 4,5 Monate Zeit zum Schreiben. Diese Zeit habe ich mir in zwei große Phasen eingeteilt. Rohtext schreiben und überarbeiten, wobei  beide Phase etwa gleich lang brauchen. Ich plante noch zusätzliche Zeit für Feedback ein. Mein Plan sah daher wie folgt aus:

Rohtext schreiben 25.5. – 25.7. (46 Tage)

Abtippen und Überarbeiten: 1.8. – 4.9. (30 Tage)

Feedback: 4.9. – 30.9. (meine Feedbackgeberinnen hatten 3 Wochen Zeit das Skript zu lesen und Feedback zu geben)

Feedback einarbeiten: 30.9. – 10.10.

Kleine Stücke schreiben

Ich habe pro Tag ein Minikapitel Rohtext geschrieben. Da ich nur unter der Woche schreiben wollte, habe ich die 160 Seiten Rohtext in 46 Tagen geschrieben – also 3,5 Seiten pro Tag. Das ist in einer Schreibeinheit von ca. 45 Minuten schaffbar. Natürlich habe ich am Anfang des Projektes ein großes Cluster mit den Inhalten des Buches gemacht. Ich hatte für das Buchkonzept an den Verlag auch schon ein Inhaltsverzeichnis entwickelt. So konnte ich mir jeden Tag ein kleines Stück Text vornehmen.  Jeden Tag nach meinen Morgenseiten habe ich die Ideen zum Text geclustert und dann meinen Rohtext geschrieben. So war es möglich neben Kundenterminen, Seminaren und Textaufträgen das Buch zu schreiben. Denn ich hätte es mir nicht leisten können, mich wochenlang fürs Schreiben zurück zu ziehen und mich nur dem Buch zu widmen. Wie hätte ich in der Zeit meine Miete zahlen sollen?

Planen Sie Ihr Textprojekt

Wenn wir eine größere Textmenge schreiben müssen, ist diese in den seltensten Fällen wenige Tage später fällig. Meist haben wir einige Wochen dafür Zeit. Nutzen Sie diese Zeit und schieben Sie das Schreiben nicht bis zu letzten Minute auf. Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung und fragen Sie sich: Wie viel Zeit haben Sie tatsächlich? Diese Zeit halbieren Sie – die erste Hälfte für Rohtext, die restliche Zeit für Überarbeiten. Sie werden sehen, so bekommen Sie jeden Tag ein Stück des elefanten-großen Textprojektes geschrieben. Ihr Text wird auch besser werden, wenn Sie kleine überschaubare Text-Portionen von max. 10 Seiten (das ist dann aber schon eine XL-Portion) schreiben, statt 30 oder mehr Seiten pro Tag.

Also – zerlegen Sie Ihr nächstes Textprojekt in handliche Bissen. Denn eine halbe Stunde Zeit pro Tag lässt sich meist leichter einplanen als mehrere Tage für ein Schreibprojekt freizuschaufeln.

 

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