Letzte Woche sprach mich in der Seminarpause ein Teilnehmer an. Er war erleichtert, dass die erste Seminarstunde so schwungvoll war und seine Befürchtung ein trockenes Schreibseminar zu erleben sich nicht bewahrheitet hat. Im Gespräch gestand der sonst so selbstbewusst wirkende Mann dann, dass er das Schreiben von Berichten oft vor sich herschiebt, weil er mit seinen eigenen Texte immer unzufrieden ist. Da war wohl der „Innere Kritiker“ am Werk. Doch es gibt nicht nur diesen Schreib-Verhinderer. Es gibt auch den Gegenspieler dazu – den „Inneren Schreiber“. Lernen Sie ihr Inneres Team mal genauer kennen:
Kennen Sie Ihr Team?
Schulz von Thun beschreibt in seinem Buch „Miteinander Reden 3“ das innere Team. Damit sind jene Stimmen gemeint, die sich in unterschiedlichen Situationen melden. „Sei vorsichtig, schau Dir das nochmal an.“ oder „Jetzt trau Dich endlich, worauf wartest Du noch?“ oder „Ist ja wieder typisch, dass Dir das passiert.“ So oder so ähnlich klingen diese Stimmen. Sie müssen jetzt nicht befürchten schizophren zu sein! Diese verschiedenen Anteile, wie Schulz von Thun sie nennt, sind ganz normal. Es sind Sichtweisen, die wir im Laufe unsers Lebens von Eltern, Lehrern, Freunden, Kollegen und Vorgesetzten übernommen haben. Das eigene Team kann uns helfen unsere Entscheidung besser abzuwägen, wenn wir die unterschiedlichen Sichtweisen beachten. Ich erarbeite diese Anteile mit Klienten gerne im Coaching, wenn es Ihnen schwer fällt eine Entscheidung zu treffen. Dann streiten meist zwei Anteile und man weiß nicht, welche Ansicht die bessere für einen ist. Aber Sie fragen sich jetzt sicher: Was hat das innere Team mit dem Schreiben zu tun?
Innerer Zensor und Innere Schreiberin
Nun, Sie kennen wahrscheinlich die kleine nagende Stimme, die sich meldet, wenn Sie schreiben: „Was besseres fällt Dir nicht ein?“ oder „So kannst Du das nicht schreiben!“ oder „Soll das intelligent klingen?“. Was sich da meldet ist Ihr „Innerer Zensor“. Jene negativen Rückmeldungen, die wir von Lehrern, Eltern oder Vorgesetzten einmal zu unseren Texten bekommen haben. Dieser innere Zensor ist ein wichtiges Teammitglied, wenn es um das Überarbeiten von Texten geht. Beim Rohtext schreiben ist dieser Anteil jedoch sehr hinderlich. Sie verbannen ihn am besten daher vor die Tür, wenn Sie den nächsten Rohtext schreiben. Lassen Sie stattdessen ihren kreativen Anteil, Ihre innere SchreiberIn, zu Wort kommen. Sie ist verspielt und experimentierfreudig, lässt ihre Gedanken schweifen, findet neue Bilder und Metaphern für Ihren Text. Die innere Schreiberin hat ihren großen Auftritt beim Rohtext schreiben. Meine innere Schreiberin verwöhne ich mit unterschiedlichen Büchern oder einem Theaterbesuch. Denn die innere Schreiberin will mit neuen Eindrücken und schönen Erlebnissen genährt werden.
Meet you team!
Beobachten Sie welcher Anteil sich in welcher Situation meldet und hören Sie genau hin:
- Was fürchtet diese Stimme?
- Auf welche Gefahr weist dieser Anteil hin?
- Was braucht dieser Anteil um die Entscheidung mitzutragen?
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Kennenlernen Ihres inneres Teams. Wer mehr über Rohtext schreiben und Überarbeiten eines Textes oder die Rollen von innerer Schreiberin und innerem Zensor wissen will, dem empfehle ich einen meiner nächsten Workshops!